Selbsthilfefreundliche Rehabilitationseinrichtungen

… weil eine Kooperation allen etwas nützt

Die Zusammenarbeit zwischen Selbsthilfe und Krankenhaus hat in Kärnten bereits eine lange Tradition und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Selbsthilfeaktivitäten innerhalb des Sozial- und Gesundheitswesens.

Die Auszeichnung „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ wurde erstmals 2009 an die fünf KABEG-Krankenhäuser verliehen, und seitdem wurden 11 von 15 Krankenhäuser in Kärnten erfolgreich ausgezeichnet bzw. erneut positiv rezertifiziert.

Diese Zusammenarbeit soll nun auch auf Rehabilitationseinrichtungen ausgedehnt werden und die Auszeichnung „SELBSTHILFEFREUNDLICHE REHABILIATIONSEINRICHTUNG“ eine Signalfunktion in Richtung gelebte Patientenorientierung darstellen.

Die Überlegungen zur „SELBSTHILFEFREUNDLICHEN REHABILITATIONSEINRICHTUNG“ basieren auf Erfahrungen aus Deutschland, wo in einem zweijährigen, wissenschaftlich begleiteten Modellprojekt die Kriterien für die Auszeichnung für Krankenhäuser erarbeitet wurden. Angelehnt an dieses Projekt wurden auch die Qualitätskriterien für die Auszeichnung „SELBSTHILFEFREUNDLICHE REHABILITATIONSEINRICHTUNG“ definiert.

Konkretes Ziel des Projektes ist es somit, die bestehenden Formen der Kooperation zwischen Selbsthilfe und professioneller stationärer und ambulanter Versorgung gezielt und auf verbindliche Weise unter Berücksichtigung der spezifischen Kultur und lokaler Besonderheiten der jeweiligen Sozial- und Gesundheitseinrichtung zu fördern und zu festigen.

Durch die Erweiterung der Initiative „SELBSTHILFEFREUNDLICHES KRANKENHAUS“ auf Rehabilitationseinrichtungen soll die bisherige „passive Akzeptanz“ der Selbsthilfe in den Rehabilitationseinrichtungen zu einer konstruktiven Zusammenarbeit weiterentwickelt werden. Ziel ist die nach außen sichtbare Auszeichnung eines selbsthilfefreundlichen Klimas in einer Rehabilitationseinrichtung.

Selbsthilfefreundliche Rehabilitationseinrichtungen in Kärnten

Betreiber Rehabilitations­einrichtung: Erstmalige Auszeichnung: Verlängerung bis:
KABEG Gailtal-Klinik 2021  

Chancen und Nutzen der Kooperation zwischen Selbsthilfe und Rehabilitationseinrichtungen

Für Patient:innen und deren Angehörige:

  • Selbsthilfegruppen erleichtern Patient:innen den Übergang vom stationären in den ambulanten Bereich, weil sie Ansprechpersonen im extramuralen Bereich nennen können.
  • Patient:innen können die nachfolgend angeführten „Kernleistungen“ von Selbsthilfegruppen nutzen (Quelle: Wirkung von Selbsthilfegruppen auf Persönlichkeit und Lebensqualität – Janig, 2005) und so das Leben mit einer chronischen Krankheit leichter bewältigen:
    • Auffangen – das Gefühl geben, nicht alleine zu sein
    • Ermutigen, mit der neuen Situation umzugehen
    • Informieren – durch Vorträge von Fachleuten, Literaturhinweise …
    • Orientieren – im Austausch mit anderen die eigene Situation relativieren lernen
    • Unterhalten – gesellschaftliche und freundschaftliche Bindungen
  • Betroffene und Angehörige erhalten Informationen, Hilfestellungen und Unterstützung in ihrer aktuellen schwierigen Lebenssituation. Selbsthilfegruppen sind aber kein Ersatz für eine professionelle Versorgung, sondern eine sinnvolle Ergänzung. Der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt auf der alltäglichen Lebensbewältigung.
  • Durch den Selbsthilfe-Ansatz wird die aktive Auseinandersetzung der Patient:innen mit ihrer schwierigen Lebenssituation gefördert, was ihnen u.a. auch ermöglicht, ihre Bedürfnisse und Anliegen besser zu artikulieren.
  • Die Patient:innen erleben eine patientenfreundliche Versorgung und können bereits vor, während und natürlich auch nach (z.B. durch Integration der Selbsthilfe in das Entlassungsmanagement) der stationären Behandlung Informationen und Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags durch die Selbsthilfegruppen erhalten.

Für Rehabilitationseinrichtungen:

  • In der Einrichtung wird die Handlungskompetenz der verschiedenen Berufsgruppen durch das Erfahrungswissen der Betroffenen erweitert (Beitrag zur bedarfsorientierten Versorgung). Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Selbsthilfegruppen als Ergänzung der professionellen Arbeit gesehen werden.
  • Imageverbesserung, da damit ein deutliches Signal in Richtung gelebte Patientenorientierung gesetzt wird (Wettbewerbsvorteil).

Für die Selbsthilfe:

  • Die Akzeptanz der Selbsthilfe wird erhöht und gefestigt.
  • Die Arbeitsweise der Selbsthilfegruppe, die auf der Erfahrungskompetenz der einzelnen Vertreter basiert, kann dargestellt werden.
  • Der regelmäßige Informationsaustausch mit unterschiedlichen Berufsgruppen trägt maßgeblich zur Qualitätsentwicklung der Selbsthilfearbeit bei.